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Nachruf Prof. Dr. Theo Eberhard
Die Fakultät trauert um Prof. Dr. Theo Eberhard
30/10/2024
Erstmals begegnete ich Theo Eberhard Mitte der 90er Jahre auf der ITB. Seit dem Wintersemester 1992/1993 an der Fachhochschule Kempten als Professor für BWL und Tourismus tätig, feierte er im Frack mit der mit Brautkleid und Schleier erschienenen Kollegin Professorin Romeiß-Stracke aus München ausgelassen die Vermählung der beiden Hochschulen. Diese Szene hat sich bei mir eingeprägt, da sie typisch für Theo Eberhards Art war: unkonventionell, lebensfroh, gesellig und zudem strategisch.
Seine Berufung an den Fachbereich 10, Betriebswirtschaftslehre der Fachhochschule München erfolgte zum Wintersemester 1995/1996 im Berufungsgebiet Touristik-Management. Das Interesse für ungewöhnliche Themen zeigte sich bereits in seiner Promotion. Als Volkswirt beschäftigte er sich mit ökonomischen Aspekten der Medizin von indigenen Völkern am Beispiel von Venezuela. Die hieraus entstandene Verbundenheit mit Venezuela mündete in eine vielfältige Tätigkeit als Verleger und als Vorsitzendem der deutsch-venezolanischen Gesellschaft. Mit seiner Offenheit für neue Themen, die weit über die Welt der deutschen Touristik hinausgingen, hat er viele Jahrgänge unserer Studierenden begeistert und mitgerissen. Er verstand es dabei meisterlich, mit seinem persönlichen Interesse die Menschen in seinem Umfeld zu infizieren, auch wenn viele Themen mitunter zunächst exotisch erschienen. Theo Eberhard hat sich nie auf ein Thema reduzieren lassen, sein Ideenreichtum war unerschöpflich.
Zugleich ist mit Theo Eberhard die stetige Entwicklung unserer heutigen Fakultät 14 für Tourismus verbunden. Zu Beginn des Sommersemesters 2003 wurde er erstmalig zum Dekan des damaligen, noch jungen Fachbereichs 14 Tourismus gewählt. Sein Amtsverständnis war eng mit seiner Haltung als Philanthrop und Menschenfreund verbunden. Dies galt sowohl innerhalb der Fakultät als auch insbesondere in der Hochschule im Wettbewerb um die Ressourcenverteilung zwischen den Fakultäten. In der Auseinandersetzung um die Sache hat er stets seine Position hartnäckig vertreten, doch immer so, dass am Ende ein „samma wieder guat“ stand. In seine drei Amtsperioden als Dekan, die bis zum Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahr 2015 währten, fielen mehrere prägende Entwicklungen: der Übergang vom Diplomstudiengang hin zu einem modularen Bachelorstudiengang Tourismusmanagement, die Einführung von zwei Masterstudiengängen sowie eine Ausweitung der Internationalisierung. Nicht alle Kolleginnen und Kollegen waren von den Veränderungen auf Anhieb begeistert. In seiner Funktion als Dekan hat Theo Eberhard es verstanden, die unterschiedlichen Interessen so zu bündeln, dass alle sich im Ergebnis wiedergefunden haben.
Ein weiterer Meilenstein für die Fakultät war die durch ihn maßgeblich geprägte Gestaltung des eigenen Fakultätsgebäudes in der Schachenmeierstraße 35, in das die Fakultät im Wintersemester 2010/11 umziehen konnte. Die räumliche Eigenständigkeit und die Erweiterung des Raumangebotes erlaubte den steten Ausbau der Fakultät. Eine Cafeteria war allerdings nicht vorgesehen. Dank seiner Hartnäckigkeit und seines Verhandlungsgeschicks gelang es ihm dennoch, den Verantwortlichen zu vermitteln, dass eine Tourismusfakultät ebenso wie Ingenieure ein Labor benötigen. Das Labor erhielt den Namen „Versuchsküche“, und erlaubte so seitdem die Verpflegung der Studierenden und der Fakultätsmitglieder im Haus. Theo Eberhard hat den Grundstein dafür gelegt, dass sich ein Team bilden konnte, das heute sowohl in Deutschland als auch international eine der führenden Institutionen im Bereich der akademischen Tourismusausbildung und der Tourismusforschung repräsentiert.
Persönlich verband Theo Eberhard und mich die Begeisterungsfähigkeit für den Tourismus in seiner Breite und die damit verknüpften vielfältigen Phänomene. Die soziokulturellen Aspekte, zu denen unbedingt auch ausgedehnte empirische enogastronomische Studien gehörten, haben uns gemeinsam begeistert. Sein Engagement in der fränkisch-istrischen Trüffelforschung hätte ich gerne noch weiter begleitet. Ich werde die Diskussionen mit ihm, das gemeinsame Entwickeln von Ideen, das versöhnliche Streiten bei unterschiedlichen Meinungen sehr vermissen. Danke für das, was Du uns geschenkt hast!
Thomas Bausch